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01.10.2017

Osteopathie und Sport

Die Möglichkeit, Spitzensportlern als auch Freizeitsportlern rasch und unkompliziert wieder auf die Beine zu helfen.

Bei der Osteopathie handelt es sich um ein Diagnose- und Therapieverfahren, das, um durchgeführt werden zu können, ausschließlich der Hände des Osteopathen bedarf.

Nimmt man den Begriff wörtlich, so bedeutet es Knochenleiden. In Wirklichkeit steht Osteopathie als Synonym für Erkrankungen bzw. Beschwerdebilder aus allen Arten der Gewebe, wie z. B.:
  • Muskeln
  • Bänder
  • Organe
  • Gefäßsystem
  • Nerven
  • Fascien
  • u. s. w.
Diese Methode wurde im Jahre 1871 von Dr. Andrew Taylor Still in Amerika gegründet und gelangte am Anfang des 20. Jahrhunderts nach England, um sich dann in weiterer Folge auf den Kontinent auszubreiten.

Heute ist die Osteopathie aus dem manualtherapeutischen und diagnostischen Alltag nicht mehr wegzudenken, weil gerade sie die Möglichkeit des holistischen Zugangs zu jenen Problemen bzw. funktionellen Störungen bietet,die vielen anderen Therapieformen verwehrt bleibt.

Der Osteopath/die Osteopathin ist, so man will, Kriminalist auf der Spurensuche nach jenen Teilen, die die normale Mechanik bzw. die normale Funktion im Körper behindern und blockieren. So ist auch einer der Leitsätze von Dr. Andrew Taylor Still zu verstehen, der da lautet: Leben ist Bewegung.

Für die Diagnose und Therapie, zu der ausschließlich die Hände eingesetzt werden, stehen dem Osteopathen/der Osteopathin folgende Techniken zur Verfügung:

Strukturelle Technik (das Lösen von Gelenksblockaden)
  • Viscerale Techniken (Arbeiten an Organen
  • und Geweben)
  • Muskel-Energietechniken
  • Cranio-Sacrale Osteopathie
  • Flüssigkeitstechniken
  • Myofasciale Techniken
  • Energetische Techniken

  • Gerade im Sportbereich bekommt die osteopathische Untersuchung und Behandlung einen immer größeren Stellenwert. Lassen Sie mich das vielleicht an Hand einiger Beispiele erläutern.

    Ein häufiges Schmerzsyndrom im Sportbereich stellt z. B. das untere CVS oder das Schulter-Arm-Syndrom dar. Die Beschwerden entstehen häufig bei Ball- oder Wurfsportarten und da wiederum bei Überkopfbewegung. Der Sportler/die Sportlerin klagt in diesem Zusammenhang über Schmerzen im Bereich der unteren HWS bzw. im Bereich der oberen BWS mit Ausstrahlung in die Schulter, die es ihm unmöglich macht, den Schläger über Kopf zu führen.

    Ursache für dieses Schmerzbild ist in den meisten Fällen eine Fehlstellung im Bereich des ersten bzw. des 2. Rippengelenks und an den Facettengelenken der unteren Hals- bzw. der oberen Brustwirbelsäule. Diese Fehlstellungen sind nicht nur für die Schmerzen, sondern auch für die damit einhergehenden koordinativen Störungen des Sportlers/der Sportlerin zuständig. Durch geeignete Techniken ist es der Osteopathie möglich, hier diese Fehlstellungen zu korrigieren und die normalen Funktionen wiederherzustellen.

    Ein weiteres häufiges Beschwerdebild betrifft vor allem Sportarten, die mit Sprungbelastungen einhergehen.Hier findet sich das Bild einer gestörten Funktion im Bereich Kreuzbein-Darmbein, wobei hier nicht nur das Kreuz-Darmbeingelenk (ISG-Gelenk) blockiert sein kann, sondern es auch häufig zu Fehlstellungen des Kreuzbeins selber kommt, die auch wieder nur manuell diagnostizierbar sind. Die Beschwerden, die daraus entstehen können, sind Schmerzen im Bereich des Kreuz-Darmbeingelenkes mit Ausstrahlung in den Bereich des Gesäßmuskels sowie in den Bereich der Tuber ischiadica (Sitzbeinhöcker).

    Da diese Fehlstellungen auch häufig mit einer virtuellen(scheinbaren) Beinlängendifferenz einhergehen,kann bei unbehandelten Fällen diese Fehlstellung bei weiterer Belastung zu unspezifischen Knie- oder Sprunggelenksschmerzen führen. Auch hier gilt es übergezielte Techniken, die für den Patienten/die Patientin nicht schmerzhaft sind, die normale Funktion wiederherzustellen. Unbehandelte Beschwerden kann zwar der Körper über eine gewisse Zeit kompensieren, diese führen jedoch im Laufe der Jahre zu weitaus größeren Problemen, die bei rechtzeitiger Korrektur nicht auftreten hätten müssen. So versteht sich die Osteopathie nicht nur als konservative Therapiemaßnahme bei akuten Schmerzen, sondern auch als Präventivmaßnahme,um die Mechanik, d.h. die Beweglichkeit und die Funktion der Gelenke zu gewährleisten.

    Weiters treffen wir im Sportbereich häufig das Beschwerdebilddes unspezifischen Knieschmerzes an.Dabei klagt der/die Betroffene über Schmerzen, die diffus in den Kniebereich ausstrahlen, wobei jedoch alle durchgeführten Untersuchungen ein negatives Ergebnis bringen. Auch hier ist wieder ein Denken in geschlossenen mechanischen Ketten notwendig, um zu verstehen, dass eine geringe Abweichung aus der Knieachsenstellung (Oberschenkel gegen Unterschenkel)eine Spannung auf die Kapsel und die Seitenbänder bringt, die bei fortschreitender Belastung zu Überlastung und zu Schmerzen führt.

    In diesem Falle gilt es durch sehr feine osteopathische Techniken (Gleichgewichtstechniken) die Achsenstellung zu korrigieren und die Kapsel zu entspannen.Gelingt dies, ist der Schmerz des Patienten/der Patientin sehr rasch behoben.

    Aber auch ein weiteres System, das in der langläufigen Therapie und Untersuchung zu kurz kommt, bedeutet für den Osteopathen/Osteopathin das tägliche Brot,nämlich das „Myofasciale System“. Was ist damit gemeint?

    Fascienhüllen umscheiden nicht nur die Muskulatur,sondern auch alle Organe und innere Strukturen, sodass der Fascienmantel praktisch eine zweite innere Haut darstellt. Häufig passiert es nun, dass bei Verletzungen dieser Fascienmantel verletzt wird, bzw. mit dem darunterliegendem Gewebe verklebt. Die Folge davon ist eine eingeschränkte Beweglichkeit bzw.eine Irritation der in dieser Zwischenschicht liegenden Nociceptoren. Klassisches Beispiel hierfür ist der langanhaltende Schulterschmerz im Bereich des Oberarmes,entlang an der Vorder- und Rückseite des M.deltoideus, nach einem Sturz auf die Schulter, die röntgenologisch völlig in Ordnung scheint, weiterhin dem Betroffenen aber Beschwerden bereitet und die volle Beweglichkeit nicht zulässt.

    Bei wenigen Eingeweihten in der Sportmedizin ist dieses als Fasciendistorsionsmodell bekannt und das Arbeiten an diesen Strukturen bringt häufig unerwartete und rasche Besserung für den Betroffenen.

    So sind die Techniken der Osteopathie, nämlich die strukturellen Techniken (Manipulation der Gelenke),die visceralen (das Arbeiten an inneren Organen) craniosacralen Techniken, die Fascientechniken aus dem Sportbereich eigentlich nicht mehr weg zudenken und ermöglichen es dem Spitzensportler/der Spitzensportlerin als auch dem/der Freizeitsportler/in rasch seine sportliche Aktivität wieder aufzunehmen.

    Von Prim. Dr. Andreas Kainz